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#ridethechange: Mit dem Load zur UN-Klimakonferenz nach Glasgow.

Durch Regen, durch Flut und allen Hindernissen zum Trotz ist Craig Boggon mit dem Cargo-Bike von London nach Glasgow gefahren. Als Teil der #ridethechange-Kampagne will er den Politiker*innen bei der Klimakonferenz COP26 und den Menschen da draußen zeigen: Das Fahrrad bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten.

Craig Boggon an der schottischen Grenze.

Craig, Du bist gerade mit einem Cargo-Bike von London nach Glasgow geradelt – Du warst sicher mehr als einmal nass bis auf die Knochen, oder?
Ja, als ich im Norden war, hat es drei Tage lang ununterbrochen geregnet. Es gab sogar Überschwemmungen in den schottischen Lowlands!

Wie lange warst du unterwegs?
Insgesamt acht Tage und etwa 815 km. Plus die Strecke zu Leuten, die ich unterwegs getroffen habe, und zu Unterkünften. Insgesamt waren es gut 900 km.

Du warst Teil einer Gruppe von etwa 175 Radfahrer*innen, die im Rahmen der #ridethechange-Kampagne zur COP26-Klimakonferenz geradelt sind. Was war die Idee hinter der Aktion?
Wir wollten zeigen, welche positiven Maßnahmen aus dem Klimaschutz entstehen können, um weitere Katastrophen abzuwenden. Zusammen mit den Charity-Projekten „Possible“ und „Do Nation“ standen vor allem die Ideen von autofreien Megastädten und von Fahrrädern als Mittel zur Veränderung der Gesellschaft, und zur Steigerung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens im Vordergrund. Die Teilnehmer*innen der Aktion sollten aber auch ihr Umfeld ermutigen, kleine Veränderungen im Alltag vorzunehmen, wie z. B. das Auto öfter stehen zu lassen und stattdessen mit dem Fahrrad zu fahren.

Wo hast du nachts geschlafen?
Ich hatte meine gesamte Campingausrüstung in der Box des Bikes. Aber je weiter ich nach Norden kam, verlangten der Regen und mein Wunsch nach trockenen Füßen bei sinkenden Temperaturen einfach nach einer warmen Unterkunft! Im Sommer würde ich aber auf jeden Fall campen!

Wen hast du unterwegs getroffen?
Vor der Reise organisierte ich Treffen mit Cargo-Bike-Firmen und mit Menschen entlang des Wegs. Ich wollte mal zeigen, was möglich ist im Lieferverkehr, für Geschäfte oder im Alltag. Zum Beispiel kann man die eigenen Kinder mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren, anstatt das Auto zu nehmen. Bei einigen von diesen Leuten konnte ich übernachten, die Community ist klein und sehr gastfreundlich.  

Die meisten deiner Mitstreiter*innen hatten Rennräder – warum hast du dich für ein Cargo-Bike entschieden?
Cargo-Bikes sind im Vereinigten Königreich leider noch nicht sehr verbreitet. Der NHS Trust (Großbritanniens Nationaler Gesundheitsdienst), für den ich arbeite, benutzt schon elektrische Cargo-Bikes für den Transport von Proben zwischen Labors und für die Lieferung von Arzneimitteln nach Hause. Aber ich war verwundert, dass es nicht mehr von ihnen in den Städten gibt, und so wollte ich Familien und Unternehmen einmal zeigen, was diese Bikes alles können!

Mit welchem Modell warst du unterwegs?
Mit einem Riese & Müller Load 75, das ich von „Ride Electric“ ausgeliehen habe. Es hatte den Bosch Cargo Line Motor, zwei Akkus, Vollfederung, NuVinci-Nabenschaltung, Supernova-Scheinwerfer und Rücklicht mit Bremslicht – dazu gab es übrigens viele positive Kommentare!

Gab es irgendwelche technischen Probleme auf dem Weg?
Das Load hat mich absolut nicht enttäuscht, ein fantastisches Cargo-Bike. Die Geländegängigkeit übertrifft die von normalen Cargo-Bikes bei weitem und mit der Vollfederung kann man auch offroad fahren! Ich habe mir unterwegs auch keine Sorgen über die Haltbarkeit der ganzen Komponenten gemacht. Eine Kleinigkeit jedoch, die man verbessern könnte, wären vielleicht ein paar Befestigungspunkte für Trinkflaschen.

Was waren die größten Herausforderungen unterwegs?
Auf einigen Wegen gab es entweder große Stufen, an die ich kleine Rampen bauen musste, oder enge Passagen und Gatter – die Erzfeinde aller Radfahrer*innen! Ich musste entweder darum herumfahren oder das Load mit Hilfe anderer Fahrer*innen drüber heben.

Wie klappte das Nachladen unterwegs?
Viele dachten vorher, dass die Akkus das Problem sein würden, aber das war bei weitem nicht der Fall! Im Eco-Modus konnte ich 175-190 km fahren. Bei einigen Hügeln habe ich auf Tour oder Sport geschaltet, vor allem in Cumbria und Glasgow. Aber es genügte, beide Akkus jede Nacht einmal komplett aufzuladen.

Auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow treffen sich führende Politiker*innen, um über den Klimawandel zu sprechen. Was ist deine Botschaft an sie?
Ich möchte, dass sie diese Krise so ernst nehmen, wie sie es bei COVID-19 getan haben. Wirtschaftsförderung sollte durch Maßnahmen für Gesundheit und Wohlbefinden ersetzt werden. Bei einer parallelen Aktion (#ridefortheirlives) wurde eine Petition der Weltgesundheits-organisation und von 45 Millionen Beschäftigten im Gesundheitswesen eingereicht, um auf den Zusammenhang zwischen Klima- und Gesundheitskrise hinzuweisen! Das Vereinigte Königreich nimmt auch keine Vorreiterrolle ein, es setzt weiterhin auf Öl und Gas und hat kürzlich durch Steuersenkungen Inlandsflüge ermöglicht, anstatt die Eisenbahninfrastruktur zu fördern. Es ist z. B. wirklich schwierig, Fahrräder jeglicher Form und Größe in einen Zug zu bekommen!

Und was ist deine Botschaft an die Menschen? Was können sie im täglichen Leben tun?
Im Alltag sind es ganz einfache Dinge, wie z.B. mit dem Fahrrad statt dem Auto fahren, Fahrgemeinschaften bilden, eigene Lebensmittel anbauen und sich saisonal ernähren, weniger Fleisch essen, auf jeden Fall prüfen, wo man sein Geld anlegt und es z. B. zu genossenschaftlichen oder ethischen Banken bringen. Und man sollte die eigenen Kommunen anhalten, sich für die Reduzierung der Klimaauswirkungen einzusetzen.

Du bist Triathlet und NHS-Physiotherapeut - wie beurteilst du die gesundheitlichen Aspekte des Radfahrens?
Oh, I 100% love it. Radfahren wirkt sich natürlich positiv auf die Gesundheit der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems aus, aber auch die geistigen und sozialen Vorteile sind überwältigend und werden leider oft übersehen. Ich frage gerne: Wie oft machen Autofahrer*innen an der Ampel das Fenster runter, um mit dem Fahrer neben ihnen zu sprechen? Auf dem Fahrrad hingegen spreche ich regelmäßig mit Menschen, ich kommuniziere! Radfahren gibt im Übrigen auch denjenigen ein Stück Freiheit, die keinen Führerschein haben.
 

Craigs Load 75 am COP26-Gelände in Glasgow.