Shift Cycling Culture: Ein Weckruf an die Bike-Branche.
18.02.2022 | Sustainability
Der „Letter to industry for climate action“ ist ein eindringlicher Aufruf an die gesamte Bike-Branche. Mit dem offenen Brief der Initiative Shift Cycling Culture haben bereits über 50 Unternehmer*innen der Fahrradindustrie ihr Bekenntnis zu einem klimagerechten und zukunftsfähigen Wirtschaften formuliert. Riese & Müller ist Mitinitiator und Erstunterzeichner der Selbstverpflichtung, die 2021 im Vorfeld des Weltklimagipfels entstanden ist. In unserem Podcast haben wir mit Jane Dennyson über die Anfänge, Ziele und Erfolge der Non-Profit-Organisation gesprochen.
Erste Schritte
Die Geschichte der Initiative ‚Shift Cycling Culture‘ ist erst wenige Jahre alt. Alles begann 2018 damit, dass die drei leidenschaftlichen Radsportler*innen Lian van Leuuwen, Erik Bronsvoort und Jane Dennyson beschlossen, die Radwelt grundlegend zu verändern. Sie lieben ihren Sport von ganzem Herzen. Aber sie blickten auch zunehmend kritisch auf die dahinterstehende Industrie, die zu lange die Augen vor der eigenen, umweltpolitischen Verantwortung verschlossen hat:
„Hinter dem Radsport, der ja selbst keine umweltschädlichen Emissionen verursacht und eigentlich nur positive Auswirkungen hat, befindet sich eine große Industrie, die – traurigerweise – sehr starke, negative Auswirkungen auf die Umwelt verursacht. Und dann der Konsumismus, der mit dem Radsport zusammenhängt: Alles muss immer größer und schneller und leichter und neuer sein. Lian wollte das ändern“, erzählt Jane.
Inspiriert von den Ideen der Kreislaufwirtschaft organisierten die drei Equipment-Tausch-Partys. Das möglichst lange Nutzen, Reparieren, Tauschen und Teilen von Equipment begeisterte sie. Doch der Ausbruch der Corona-Pandemie setzte den Partys ein jähes Ende.
Cycling Industry Climate Commitment
Der nun folgende Schritt hin zu Online-Workshops sollte sich im Nachhinein als Glücksfall herausstellen. Die 'Shift Industry Meetups' stießen auf eine riesige Resonanz. Schnell wurde den dreien bewusst, dass sie einen Nerv getroffen hatten. In den Online-Meetings mit CEOs, Radsportler*innen, Wissenschaftler*nnen und Journalist*innen zeigte sich, dass es für viele Unternehmen in der Rad-Branche bisher kein vorrangiges strategisches Ziel gewesen war, nachhaltige Produktionsprozesse wirklich voran zu bringen.
Es folgten über acht Monate der intensiven Zusammenarbeit mit zwölf CEOs aus der Bike-Branche und die anschließende Veröffentlichung des CEO Letter to the industry. Der offene Brief appelliert an das Verantwortungsbewusstsein der Entscheidungsträger*innen in der Branche und fordert diese auf, sich der Bewegung anzuschließen. Zu den gemeinsam formulierten Zielen und Selbstverpflichtungen gehören die Ermittlung und Veröffentlichung der eigenen CO2-Emissionen. Im zweiten Schritt sollen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent reduziert werden. Jede*r Unterzeichner*in soll darüber hinaus mit Zulieferern und Partnern in Kontakt treten und sie auffordern, sich den Zielen des Climate Commitments ebenfalls zu verpflichten.
„Wenn Sie ein Schreiben an die Fahrradindustrie und an Ihre Zulieferer herausgeben und jeden einzelnen von ihnen auffordern, seine Umweltauswirkungen zu berechnen und einen Plan zur Verringerung dieser Auswirkungen zu erstellen und herauszugeben, werden die Auswirkungen insgesamt enorm sein. Also haben wir CEOs verschiedener Unternehmen eingeladen, sich dieser Verpflichtung als Erstunterzeichner anzuschließen, darunter auch Riese & Müller. Sandra, die Geschäftsführerin, war maßgeblich an all dem beteiligt und hat uns sehr unterstützt. Heute haben wir 53 Unterzeichner*innen aus der ganzen Welt. Es gewinnt an Dynamik“, berichtet Jane.
Ausblick
Der Stein ist ins Rollen gekommen. Und das Team um Jane Dennyson hat einen entscheidenden Anstoß dazu gegeben. Für sie steht ihre Bewegung jedoch noch am Anfang an einer langen Reise. Die Zahl der Unterzeichner*innen möchte sie in diesem Jahr auf mindestens 150 steigern und auch zukünftig eng mit den Unternehmer*innen zusammenarbeiten, um sie bei der Erfüllung der Selbstverpflichtungen unterstützen zu können.
Und wenn alles weiterhin so gut läuft? Dann gibt es Shift Cycling Culture in einigen Jahren vielleicht gar nicht mehr: „Wir haben eine Art Strategie für Shift entwickelt, Unser Ziel ist es, in ein paar Jahren nicht mehr existieren zu müssen. Wir versuchen nur, die Bewegung in Gang zu bringen und hoffen, dass sich die Lösung durchsetzen wird", resümiert Jane.
Hören Sie das vollständige Gespräch mit Jane Dennyson in unserem Podcast Riese & Müller Unplugged.
-
Der offene Brief wurde Ende 2021 anlässlich des Shift Industry Meetups der Fahrradindustrie in Anlehnung an den Weltklimagipfel in Glasgow erstellt und bereits von zahlreichen Geschäftsführer*innen der Branche unterzeichnet. Er soll möglichst viele Unternehmen, Zulieferer und Netzwerkorganisationen inspirieren, sich aktiv für den Klimaschutz und eine nachhaltige Ausrichtung der Fahrradbranche einzusetzen. Die unterzeichnenden Unternehmen verpflichten sich dazu, bis zum Jahr 2023 ihre CO2-Emissionen nach dem Greenhouse Gas Protocol offenzulegen sowie ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren.